Cmdr Hanni_Hassildor
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AX-Academy
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Independent
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Independent

Logbook entry

Die Feuer Andromedas

21 Dec 2019Hanni_Hassildor
Die Feuer Andromedas




Widmung

Für alle Explorer da draußen, die jeden Tag alles riskieren, um neuen Lebensraum für uns zu finden.


Prolog

Admiral Anette Chayani starb.
Und die bittere Ironie daran, war schlimmer als die Angst vor dem nahen Tod.

Fünfzig Jahre Erfahrung. Fünfzig Jahre in denen sie mehr kritische Situationen erlebt und überlebt hatte, als fünfzig normale Menschen mit normalen Berufen zusammen. Fünfzig Jahre Militärdienst, über fünfzehn davon als Befehlshaberin einer kleinen Flotte und eines extra dafür gebauten Carriers. Und nun saß sie hier. Hier am Arsch der Galaxie und starb. Einfach so.
Keine Schlacht, kein Gefecht, keine Verletzung, keine Krankheit, nichts, gar nichts. Sie saß einfach nur in dieser beschissenen Diamont Explorer, war mutterseelenallein und starb. Einfach so.
Kein Mensch würde sie je hier finden, wahrscheinlich nicht einmal vermissen.
Sie hatte keine Familie, das war dem Job zum Opfer gefallen, und dann, zu alt für´s Kinder kriegen, der Fluch der Weiblichkeit.
Einst war sie ein Kind aus gutem Hause. Einem sehr guten, imperialen Hause. Einem reichen imperialen Hause. Komplett mit Adelstitel, Dienstsklaven und dem ganzen anderen gesellschaftlichen Mist. Ihre Mutter, Gott hab sie selig, wäre in Ohnmacht gefallen, wenn man ihr damals gesagt hätte, dass ihre noble Tochter einst regelmäßig mit einem föderalen Offizier ins Bett sprang. Dazu auch noch mit einem Untergebenen. Doch was zum Teufel spielte das noch für eine Rolle? Sie saß hier und starb! Allein! Und selbst dieser verdammte Hurensohn Hassildor, - wer zum Geier hatte sich eigentlich diese völlig bescheuerten Decknamen ausgedacht? - würde sie nicht vermissen! Wie auch? Er wusste ja nicht einmal, dass sie weg war. Niemand wusste das! Nun fast niemand, einer der wusste es. Und vielleicht ...
Doch jetzt machte sie sich selbst etwas vor. Erstens, wusste er es höchstens auf eintausend Kubiklichtjahre genau. Das war schlimmer als die berühmte Nadel im Heuhaufen, selbst hier, am äußersten Rand der Galaxie wo die Sterne nur noch dünn gesät waren. Und zweitens erwies Senator Patreus nur dann einen Gefallen, wenn es ihm etwas einbrachte.
Was brachte es ihm schon ein, einen betagten Admiral AD zu retten? Eine alte Frau die eine aufgemotzte Diamont Explorer in den Schweif eines Neutronensterns gesteuert hatte, nur um festzustellen, dass der zweihundertachtzig Lichtjahre entfernte rote Zwerg, an dem sie tanken musste, kein roter Zwerg mehr war.
Erloschen! Zum braunen Zwerg geschrumpft, kein Wasserstoff mehr da, den man absaugen konnte. Irgend wann in den letzten zweihundertundachtzig scheiß Jahren war der Scheiß Stern einfach ausgebrannt. Ihr Navigationscomputer hatte sie nicht gewarnt, konnte sie nicht warnen, denn das Licht, das er analysiert hatte, war schon zweihundertachtzig Jahre unterwegs, bevor er es überhaupt analysieren konnte. Die Chance, dass so etwas passiert, war vernachlässigbar klein. Eins zu, weiß der Teufel wie viel hundert Millionen. Bingo! Hätte ich mal lieber Lotto gespielt!
Wären dessen lief die Fusion in ihrem eigenen Reaktor unerbittlich weiter. Verschmolz Wasserstoff zu Helium, bis der Wasserstoff verbraucht war, was nicht mehr lange auf sich warten ließ, denn sie saß schon seit zwei Tagen hier und hoffte auf ein Wunder. Doch es kam keines.
Es hatte keinen Sinn gehabt, auf einem dieser trostlosen Eisbälle zu landen, die den kleinen, jetzt nicht mehr roten Zwerg umkreisten. Also hatte sie alles abgeschaltet, was man ohne sich dabei umzubringen in einem Raumschiff abschalten konnte, und einen Hilferuf in Richtung Bubble geschickt. Doch selbst wenn die Fuel Rats, oder wer auch immer, den schwachen Hyperraumnotruf empfingen, was schon deswegen unwahrscheinlich war, weil er auf kein direktes Ziel gerichtet war, sondern einfach über die halbe Galaxie gestreut wurde, würden sie mindestens vier oder fünf Tage brauchen, falls nicht zufällig ein Schiff in der Nähe war. Doch warum sollte es?
Ihr Sprit reichte noch für höchstens eine Stunde. Danach würde der Notstrom der Lebenserhaltung angehen und nach genau sieben Minuten wieder aus. Und das war es dann!
Grauenhafter Gedanke, wie ein Fisch auf dem Trocknen nach Luft zu schnappen obwohl man ganz genau wusste, dass keine mehr da war. Zumindest keine, mit ausreichend Sauerstoff darin.

Sie hatte einst Astronomie und Astrophysik studiert, doch was half ihr das jetzt?
Danach Xenobiologie als Jahrgangsbeste, doch was nützte das noch?
Sie war nach ihrem Studium zum Militär gegangen, wie alle, guten, jungen, adligen Patrioten damals. Das gehörte einfach dazu. Wer keinen Dienst geleistet hatte, wurde schief angesehen. Und dann kam das Angebot:
Werden Sie Mitglied einer Spezialeinheit. Wir brauchen geniale, junge Wissenschaftler, wie Sie. Wir brauchen Sie dringend! Das Überleben der Menschheit könnte davon abhängen. Also kommen Sie. Worauf warten Sie noch? Melden Sie sich freiwillig!
Was wir dafür bieten? Sie fangen sich keine Kugeln der Föderation, oder Allianz ein, denn Sie sind für Höheres bestimmt. Kein Kanonenfutter in irgend einem der unzähligen, sinnlosen Kriege. Dafür garantieren, ja richtig! Garantieren wir. Also auf was warten Sie noch, melden Sie sich.
Worum es geht? Das können wir Ihnen noch nicht sagen. Geheimsache, so geheim, dass nur der Imperator selbst und ein paar handverlesene Senatoren, überhaupt je davon gehört haben. Wir suchen Leute, für das größte wissenschaftliche Abenteuer dieses Jahrtausends. Und wir suchen sie über die Grenzen des Imperiums hinaus. Sie bekommen Mittel zur Verfügung gestellt, Mittel die sich andere Wissenschaftler nicht einmal erträumen können. Denn Geld spielt bei uns keine Rolle. Gar keine. Das Imperium, die Allianz und sogar die verfluche Föderation sind sich einig. Ja! Dieses eine Mal, dieses eine, einzige Mal sind sie sich wirklich und wahrhaftig einig!
Und daher sind die Mittel unbegrenzt, denn es geht um den Fortbestand der Menschheit. Also kommen Sie, unterscheiben Sie schon!

Und schließlich unterschreib sie und starb.
Ja starb, das erste Mal. Damals starb Freifrau Xanthia zu Medune und Baroness von Galorna im zarten Alter von achtundzwanzig Jahren in einem Gefecht, um ein föderales System, dessen Name sie inzwischen längst vergessen hatte. Wahrscheinlich deshalb, weil sie niemals wirklich dort war.
Ihre trauernde Familie bekam einen leeren Sarg zurück. Durchaus üblich nach einer Raumschlacht, in dessen Verlauf die Plasmawerfer nicht genug übrig ließen, was man beerdigen konnte, und sie wurde als Oberfähnrich Anette Chayani wiedergeboren.
Sie wusste damals noch nicht, was es heißen würde, ihre Familie nie wieder sehen zu dürfen. Was es wirklich heißen würde.
Das ist nötig, Geheimhaltung, Überleben der Menschheit, bla, bla, bla.
Selbst Patreus hatte bei ihrer letzten Begegnung, über fünfzig Jahre später, zugegeben wie überzogen das Ganze war. »Mal davon abgesehen, das niemand auch nur auf die Idee kommen sollte seinen Eltern, oder Geschwistern heimlich anzuvertrauen, was wir da draußen suchten,« sagte er, »hätten wir; und damit meine ich die Führung aller drei Großmächte, ein gewaltiges Problem bekommen, dies unserem Volk und unseren Soldaten zu erklären. Das Imperium, die Allianz und die Föderation in einer Einheit auf Gedeih und Verderben miteinander vereint. So etwas muss man geheim halten, meine Liebe. Sonst bricht unter den kämpfenden Truppen, den gegeneinander kämpfenden Truppen, das Chaos aus. Zumindest war dies damals die vorherrschende Meinung.
Heute freilich, würde das anders laufen. Aber heute werden unsere Zivilisten bei lebendigem Leib von den Thargoiden gegrillt, das macht die Sache viel einfacher.«
Dieser Scheißkerl!

Und so suchten sie, Jahrzehnte lang, rekrutierten Nachwuchs, suchten weiter. Die Besten der Besten, die fähigsten Explorer der Menschheit suchten und suchten. Und ja, sie fanden. Sie fanden viele Dinge, manchmal unglaubliche Dinge, doch das, was sie suchten, das fanden sie nicht.
Und schließlich waren fünfzig Jahre vergangen und die Galaxie hatte sich verändert, die Großmächte hatten ich verändert und die unbegrenzten Mittel, versiegten. Das Projekt wurde eingestellt, die Überlebenden wurden mit ihren perfekt fingierten Lebensläufen ins Zivilleben entlassen. Wo sie mit ein wenig verdeckter Hilfe, ihrer alten Arbeitgeber ein neues Leben aufbauen sollten. Das war nicht einfach. Die Jüngeren hatte noch irgendwo Familie und durften sie nicht sehen. Die Älteren, so wie sie selbst, hatten niemanden mehr und konnten nicht loslassen. Sie konnten einfach nicht begreifen, dass sie ihr ganzes Leben lang vergeblich gesucht hatten, und suchten deshalb einfach weiter. Dies war der Grund, warum sie zu Senator Patreus gegangen war, und sich vom ihm das Geld für dieses Schiff geliehen hatte. Was er als Eingeweihter gerne tat, gegen das Versprechen zuerst zu ihm zu kommen, falls sie etwas - fand.
Diese Suche war der Sinn ihres Lebens, der einzige Sinn, den ihr Leben je hatte.

Lange, sehr lange sah sie verträumt auf die unendlich fernen Sternenfeuer der Galaxie Andromeda. Hier draußen, so weit draußen, dass kaum noch Sterne des eigenen Spiralnebels mit ihrem Licht den Anblick stören konnten, war er einfach nur atemberaubend schön. Die Feuer Andromedas, zum Greifen nah, unendlich weit. Die alte Sehnsucht packte sie und trieb ihr Tränen in die Augen.
Der Anblick verschwamm hinter diesen Tränen, als sie langsam, fast zärtlich, den Lauf der Walther in den Mund schob und abdrückte.
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︎1 Shiny!
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