Cmdr Hanni_Hassildor
Role
Registered ship name
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-
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Elite
Registered ship ID
-
Overall assets
-
Squadron
AX-Academy
Allegiance
Independent
Power
Independent

Logbook entry

4. Teil

21 Dec 2019Hanni_Hassildor
1.  
System: Cubeo, Raumstation: Medupe City, 20.01.3305 23:30 Uhr,
Flugdeck

Hannibal wusste natürlich, dass Sanches ihn verfolgen ließ, sobald er losflog. Was er nicht wusste, war, wie weit der Arm des Earls reichte. Er war sich allerdings sicher, dass sein Einfluss spätestens an der Grenze des Imperiums endete. Wahrscheinlich schon viel Früher. Außerhalb des Machtbereichs der Prinzessin kümmerte sich wahrscheinlich niemand um Sanches Anweisungen. Somit war klar, dass der Fettsack für Hannis Ableben sorgen musste, bevor dieser Aislings Grenzen erreichte.
Genauer gesagt, bevor der Multimillionär Hassildor eine Werft anflog, die sich einen Dreck um Sanches Anweisungen schert, und ihm stattdessen jedes Schiff verkauft, das er haben will. Außerdem musste der Earl damit rechnen, dass Hannibal imperiale Stationen kannte, auf denen man geneigt war, Hannis Beschwerden über die Methoden des Geheimdienstlers Gehör zu schenken. Solange fühlte Hannibal sich auf Medupe City sicher. Die Forensiker des vierten Jahrtausends waren einfach zu gut, in zivilisierten Systemen zumindest. Wenn man nicht auf die fragwürdige Idee kam, in den Slums einer Station herumzustolpern, passierte einem nichts. All dies hatte Dr. Franklin auch zu ihm gesagt, aber Commander Hassildor hielt sich ja für schlauer als den korrupten Earl.
Seiner Überzeugung nach, würde Sanches keinen öffentlichen Mordauftrag auf das virtuelle Schwarze Brett stellen. Damit wäre zwar der Mord an ihm durch das Gesetz der absoluten Neutralität für den Killer legalisiert worden, doch der fette Adlige musste mit unangenehmen Fragen rechnen. Zum Beispiel warum er den Mord an einem Herzog des Imperiums in Auftrag gab? Auch wenn der Herzog nur dem Namen nach als solcher durchging, war ein Mordauftrag kein Kavaliersdelikt. Und je nach dem wer da fragte, konnte das verdammt unangenehm für Sanches werden. Und damit schied die Elite der Kopfgeldjäger aus.
Elite Kampfpiloten, die solche Aufträge annahmen, brauchten den Schutz der absoluten Neutralität mehr wie jeder Andere. Die arbeiteten nur dann am Schwarzen Brett vorbei, wenn sie an eine Sache glaubten. Alles woran man bei Sanches glauben konnte, war ein schmieriger imperialer Geheimdienstoffizier, der in die eigene Tasche wirtschaftete. Und das war zu wenig. Deshalb würde der Earl einen seiner Speichellecker schicken. Und damit ergab sich Hannibals Flugziel praktisch von selbst.
Im Prinzip gab es nur drei Möglichkeiten:
Erstens, Vega. Doch Vega machte mit allen und jedem Geschäfte. Er konnte nicht hundert prozentig wissen, ob er in Vega vor seinem Verfolger sicher war.
Zweitens,  Sol.
Hanni war sich absolut sicher, dass kein imperialer Westentaschenagent, der seine Brötchen bei einem Typ wie Sanches verdienen musste, in das Herz der Föderation gelassen würde. Und wehe ihm, er würde es versuchen. Doch genau da lag auch sein Problem. Selbstverständlich durfte er nach Sol. In der Föderation war er weiss Gott kein Unbekannter. Und nur zu gerne hätte er nach all den Jahren wieder einmal den Mars gesehen. Doch inzwischen schleppte er nicht nur einen hohen imperialen Adelstitel, sondern zusätzlich noch die Staffelkennung einer Allianzfraktion mit. In Sol flogen viele junge Hitzköpfe herum. Es war nicht ratsam, in einer klapprigen Sidewinder, mit föderalen Fundamentalisten, denen der Finger am Abzug juckte, seinen föderalen Rang auszudiskutieren. Daher blieb eigentlich nur ein System übrig. Shinrarta Dezhra.
Gut, er machte den Job nicht erst seit gestern, es gab noch eine Menge Systeme, die er anfliegen konnte, in die aber nicht jeder hinein durfte. Doch das war ein Risiko. Da konnte man einfach nie wissen, wer durfte und wer nicht. Und Hanni war realistisch genug um sich einzugestehen, dass es keinen Elite Pilot brauchte, um einen alten Mann in einer Sidewinder abzuschießen. Er konnte nur überleben, wenn er einem Gefecht aus dem Weg ging. Doch er konnte seinen Verfolger abhängen, ganz einfach, in dem er ein System ansprang, in das der Killer ihm nicht folgen konnte.
Sterne rasen mit unvorstellbarer Geschwindigkeit durch die Leere des Alls. Jedes noch so kleine Gravitationsfeld nimmt Einfluss auf ihre Bahn. Je weiter ein Sprung, desto mehr Variablen müssen mitberechnet werden. Der galaktische Rekord für die exakte Berechnung interstellarer Hyperraumsprünge durch ein menschliches Gehirn liegt derzeit bei 2,4738 Lichtjahren. Aufgestellt von der Professorin für Mathematik Alice Albrunn, anlässlich der Galaxiemeisterschaft in Sprungberechnung im Jahre 2989. Normale Sterbliche schaffen, falls sie es überhaupt je gelernt haben, 0,2 - 0,4 Lichtjahre. Für alles was darüber hinaus geht, und das ist praktisch alles, braucht man einen Navigationscomputer. Wer sich daran nicht hält, landet irgendwo im Nichts, und wird nie mehr gesehen. Man spricht nicht umsonst von der großen Leere. Die Software von Navigationscomputern darf laut den intergalaktischen Verträgen nur von der Pilotenvereinigung vertrieben, installiert und gepatcht werden. Letzteres geschieht in der Regel automatisch nach der Landung auf einer Station. Und die Vereinigung achtet streng darauf, dass gesperrte Systeme einfach nicht berechnet werden. Natürlich ist es ein offenes Geheimnis, dass die Großmächte in ihren Megaschiffen ihre eigene Navigationssoftware benutzen, deren Daten sie unablässig erweitern. Nicht umsonst verdienen Explorer selbst mit den Daten solcher Systeme noch Geld, die schon hundert Explorer vor ihnen gescannt haben. Selbst das Wissen über minimalste Veränderungen könnten schließlich einen militärischen Vorteil bedeuten. Doch hatten freie Piloten bisher noch niemals eine Chance an diese Software heranzukommen. Militärische Navidaten gehören zu den am besten gehüteten und bewachten Geheimnissen der Galaxy. Selbstverständlich griffen auch die Geheimdienste der Supermächte auf diese Daten zu, doch in dieser Liga spielte Earl Sanches nicht, dessen war sich Hanni sicher. Der Mann wurde bezahlt, um Propaganda zu betreiben, und nicht um in Mars High zu spionieren.
2.  

Also gab Hannibal Shinrarta Dezhra in den Navigationscomputer ein und erbleichte.
Error. Kurs kann nicht berechnet werden.
Hektisch prüfte er nach, ob er irgend einen überflüssigen Filter gesetzt hatte, fand aber nichts und versuchte es wider besseres Wissen erneut.
Error. Kurs kann nicht berechnet werden.
Links über sich sah er aus dem Augenwinkel eine Imperial Courier mit einem Aufzug auf das Flugdeck fahren und schaltete gewohnheitsgemäß die Zielerfassung des nächsten Ziels der Reihe nach durch, bis er die Kennung der Courier auf dem Holoschirm sah. Stiletto, Cmdr. Thomas Müller, Aisling Duval.
Sieh mal einer an, der Müller, dachte Hanni. Ich wette meinen Arsch drauf, dass der Kerl nicht vor mir startet. Doch Eines nach dem Anderen. Wieso frisst der verdammte Kasten meine Eingabe nicht? Das Drecksding muss doch wissen, dass ich nach Shinrarta rein darf, wenn es sich mit der Datenbank der Pilotenvereinigung synchronisiert hat. Haben diese Drecksäcke mir etwa einen manipulierten Computer untergemogelt? Dann hätte Karl mich doch gewarnt. Oder nicht? Doch das Problem saß, so wie fast immer, vor dem Computer. Als Hanni das endlich erkannte, war er kurz davor sein Cockpit zu verlassen, in sein Hotel zurückzukehren, sich eine Flasche Scotch zu bestellen und Sanches anzurufen, um ihm zu sagen, dass er gewonnen hatte.
Er brauchte einen Moment, um sich von der Erkenntnis seiner eigenen Dummheit zu erholen. Er hatte so auf Heimlichtuerei gesetzt, bloß um zu vermeiden, dass Karls Vorgesetzte mitbekamen, was Karl da an seinem Schiff herumbastelte, dass er vergessen hatte einen größeren FSA zu bestellen. Teure Module werden nur auffallen, und Karls Chefin wird den Einbau verhindern, war seine Überzeugung gewesen. Wahrscheinlich stimmte das sogar, doch nun fehlte der Sidewinder die nötige Sprungreichweite. Nach zirka vierzig Sprüngen ging es nicht weiter. Und nun?
Also doch Sol? Nach einigen Minuten am Navigationscomputer war klar, das dies unter Inkaufnahme eines riesigen Umwegs wohl mit seinem FSA gehen würde.
Ernsthaft? In´s Wolfsrudel laufen, um dem Fuchs zu entkommen? »Du hattest schon mal bessere Ideen du alter Idiot!« Beschimpfte er sich selber.
Also doch aufgeben und Franklin die Sache regeln lassen? Nachdem ich so weit das Maul aufgerissen habe? Unmöglich, keine Sau würde mich jemals mehr ernst nehmen. Dann wurde ihm ganz langsam klar, das es noch einen Ort gab, sein Zuhause.
Zuhause. An diesen Gedanken musste er sich erst noch gewöhnen. Seit er sich vor Urzeiten freiwillig zum Militärdienst gemeldet hatte, war sein einziges Zuhause eine ständig wechselnde Schiffskoje gewesen. An ein echtes Zuhause, das Zuhause seiner Kindheit auf dem Mars, konnte er sich in Wahrheit kaum noch erinnern. Doch jetzt gab es Bertin City, oder nicht? Schnell prüfte er, ob er irgendwie dort hinkam. Nun schwierig, langwierig, aber möglich. Und wenn ich irgendwo diese bescheuerten Laser loswerde, habe ich zwei Tonnen gespart. Warum habe ich Trottel die Dinger nicht von Karl ausbauen lassen? Zum Kämpfen taugen die eh nix. Na gut, erst hinter der Grenze des Imperiums. Dann wird sich schon was ergeben.

3.  
»Also dann Müller! Die Spiele sind eröffnet.« Brüllte er in den öffentlichen Funkkanal, als vor ihm eine T9 zum Start ihre Magnethaken löste. »Erste Lektion: Wie verfolge ich eine Sidewinder, wenn eine T9 im Schlitz steckt?« Lachend zündete er im selben Moment, als sein Fahrwerk einrastete den Nachbrenner.
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