Cmdr Hanni_Hassildor
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Logbook entry

6. Teil

14 Sep 2020Hanni_Hassildor
13.

Zweiundzwanzig Jahre zuvor:

Aaron

1. Raumsektor der Allianz. Datum: 12.04.3283. System: Alioth. Raumstation: Gotham Park. Jugendheim der Child Care Company Alioth. Abteilung für schwer erziehbare Jugendliche.

Der Junge saß auf harten Metall des verschraubten Edelstahlstuhls, der das einzige Sitzmöbel an dem ebenfalls festgeschraubten Edelstahltisch darstellte. Mich ungefragt auf das gemachte Edelstahlbett zu setzen, verbot mir die Höflichkeit. Die meiner Meinung nach auch ein dreizehnjähriger Ganove verdient hatte, deshalb setzte ich mich mit einer Arschbacke auf den ungastlichen Tisch und schaute den Jungen an. Meine föderale Offiziersuniform beeindrucken den Bengel überhaupt nicht, was mich in Alioth nicht verwunderte. Seine Wärterin, Verzeihung, Jugendbetreuerin, hatte mich mit genau demselben, du kannst mich kreuzweise, du föderales Arschloch, Blick angesehen. Aber mir war das egal, und ich hatte das untrügliche Gefühl, dass der schwarzhaarige Mistkerl jeden beliebigen Erwachsenen mit seinen blauen Augen so ansah. Dieses Kind hatte mit seinen dreizehn Jahren womöglich mehr Scheiße gesehen, als ich in meiner ganzen Laufbahn. Er tat mir leid, aber das durfte ich nicht zeigen, denn dann würde er sofort abblocken. Und mein Auftrag verlangte eine objektive Einschätzung des Früchtchens.

»Du bist also der Junge, der mit neun seinen Stiefvater umgebracht hat?«
Keine Antwort.
»Der Junge, der seit dem fünf mal aus verschiedenen Jugendheimen ausgerissen ist?«
Keine Antwort.
»Der Junge, der gestern seinen dreizehnten Geburtstag hatte und deshalb strafmündig wurde?«
Ein leichtes Zähneknirschen, aber keine Antwort.
»Der Junge, der am selben Tag, an dem er strafmündig wurde, versucht hat seinen Heimgenossen im Urinal zu ersäufen?«
Ein wütendes Schnaufen.
»Dir ist klar, dass du verurteilt wirst und im Jugendknast landest, oder?«
»Die Drecksau wollt mir an die Wäsche! Brüllte der Kleine jetzt los und Tränen traten ihm in die Augen.«
»So wie damals dein Stiefvater deiner kleinen Schwester an die Wäsche ist?« Frage ich leise.
Hass, der nackte, blanke Hass, brannte jetzt in seinen Augen. Dieser Bengel würde für seine Schwester sterben. Und wenn ich diese Loyalität im Laufe der Zeit für uns gewinnen könnte ...
»Robert, dir ist doch klar was dir im Jugendgefängnis blüht, oder?«
Der Hass in seinen Augen wurde kurz von der Angst verdrängt. Dann kehrte der Trotz zurück.
»Weshalb bist du hier, Föderationsaffe? Um mich zu bedauern, oder um mich für euch anzuwerben?«
»Bedauern? Weshalb sollte ich? Schließlich hast du den Kopf von diesem Kerl ins Urinal gedrückt. Und was das anwerben angeht, glaubst du ernsthaft die Allianz lässt Typen wie mich in ihre Jugendheime um für die Föderation Soldaten anzuwerben?« Ich sah ihn skeptisch an.
Er grübelte kurz und schüttelte den Kopf. »Nein, wohl eher nicht.« Murmelte er leise und mehr zu sich selbst. Dann schaute mir direkt in die Augen und fragte: »Warum sonst?«
»Die Pilotenvereinigung lässt in fast allen bewohnten Systemen einen Eignungstest an den Schulen machen, richtig?«
Er nickte.
»Du hast diesen Test an Eurer Schule schon gemacht, auch richtig?«
Er nickte wieder.
»Weißt du, wie du abgeschnitten hast?«
»Nein, das wollten Sie uns diese Woche mitteilen, aber dann ...« Er schaute vielsagend auf die geschlossene Stahltür seiner Zelle.
Diesmal war es an mir zu nicken.
»Du hast das beste Ergebnis in ganz Alioth, in deiner Altersklasse, versteht sich.«
Seine Augen wurden groß.
»Heißt dass, ich bekomme ein Stipendium?«
»Hättest du wahrscheinlich, wenn du dich gestern beherrscht hättest.« Sagte ich mit tiefem Bedauern in der Stimme. »Wahrscheinlich wäre das als Prügelei unter Jugendlichen sogar noch durch gegangen und du hättest es trotzdem bekommen. Aber mit deiner Vorgeschichte ...« Ich schüttelte langsam den Kopf.
»Aber er wollte, dass ich sein Ding in den Mund nehme! Was hätten Sie denn getan?« Brüllte er mich verzweifelt an.
»Wie alt ist er?«
»Er ist der Älteste hier und glaubt, wir müssen tun, was er uns sagt!«
Ich sah ihn streng an: »Wie alt ist er?«
»Siebzehn!« Platzte es aus ihm heraus. »Und ich ...«
Ich hob die Hand und zu meiner Verwunderung hielt er sofort den Mund.
»Du willst Pilot werden?«
»Mehr als alles Andere. Die Sterne sehen, die Freiheit, die ...«
Wieder brach er mitten im Satz ab, als er meine erhobene Hand sah. Ich war ehrlich beeindruckt, diese Disziplin hätte ich dem Bengel gar nicht zugetraut.
»Ok.« Sagte ich. »Ich kann dir eine zweite Chance geben. Aber ein Mal, nur ein einziges Mal Mist gebaut, und du sitzt wieder in diesem Loch. Ist das klar?«
Das war gelogen. Die Geheimhaltung dominierte bei uns alles. Wenn er richtigen Mist baute, würde ich ihn liquidieren müssen, aber so etwas sagte man einem dreizehnjährigen Kind nicht. Außerdem ahnte ich, dass er sich vor einem Leben in Bedeutungslosigkeit mehr fürchtete als vor dem Tod.

»Wer – wer sind Sie?« Fragte er, nachdem er mich einige Zeit nur still angestarrt hatte.
»Mein Name ist Hannibal Hassildor. Kommandant Hannibal Hassildor. Meine Freunde nennen mich Hanni, aber du wirst mich mit Sir anreden. Klar?«
»Ja, klar.«
»Was hast du gesagt?«
»Ähh. Ja Sir.«
Ich nickte zufrieden.
»Ich bin zwar Major der Föderation, aber das spielt bei den Leuten für die ich arbeite, kaum eine Rolle. In unserer Truppe gibt es genauso viele Soldaten und Wissenschaftler aus der Allianz, dem Imperium, der Föderation und etliche aus unabhängigen Systemen. Wir erforschen die Galaxie, gemeinsam und zum Wohle der Menschheit. Mit Schwerpunkt auf Außerirdisches. Doch offiziell gibt es uns gar nicht. Denn alles ist streng geheim. Und wir brauchen Nachwuchs. Da kommst Du ins Spiel.«
»Sie sind Geheimagent und jagen Aliens?« Er schaute mich jetzt mit genau den staunenden Augen an, die ein Kind in seinem Alter haben sollte. Das war natürlich weit von der Realität entfernt, genau genommen glatt gelogen, aber wie konnte man einen Dreizehnjährigen besser ködern, als mit Aliens und Geheimagenten, deshalb beließ ich es lächelnd dabei ohne darauf zu antworten.
»Du bekommst eine neue Identität und wir schicken dich zur Ausbildung zur Pilotenvereinigung. Nach drei Jahren Ausbildung bist du vollwertiger Raumschiffkommandant, dann kommen noch zwei Jahre militärische Ausbildung in der Allianz dazu. Und danach arbeitest du für uns als Pilot. Na Robert, wie hört sich das an?«
Scheinbar hörte sich das für den Jungen zu gut an, denn er sah mir skeptisch in die Augen und fragte: »Und wo ist der Haken?«
Ich lächelte. Und diesmal war es aufrichtig. Der Bengel gefiel mir. Er hatte Mut, und er war schlau. Und er hatte trotz seines Alters schon genug vom Leben gesehen um nicht in Tagträume abzugleiten. Ich nahm mir vor ihn persönlich unter meine Fittiche zu nehmen, sobald er mit der Ausbildung fertig war. Und er verdiente eine ehrliche Antwort. Dabei war mir durchaus bewusst, wie unfair es ist, einen Dreizehnjährigen vor so eine Entscheidung zu stellen.
»Es gibt zwei Haken, Robert. Erstens: Du kannst bei uns nicht kündigen.«
Ich ließ den Satz wirken. Es war ihm anzusehen, dass er begriff, was dies bedeutete.
»Und zweitens?«
»Du wirst deine Schwester niemals wieder sehen.«
Er sah mich zuerst entsetzt an, dann begann er zu grübeln.
»Nun, das kann ich jetzt auch nicht, sie ist im Mädchenheim und ...«
Er verstummte erneut auf Handzeichen.
»Ich meine wirklich nie wieder, Robert. Das Heim geht vorbei, selbst der Jugendknast geht vorbei, aber die Geheimhaltung Robert, die endet nie. Wenn du dich dafür entscheidest mit mir hier raus zu gehen, ist das Waisenkind Robert Abraham offiziell heute Nacht an einer viel zu spät entdeckten Gehirnblutung verstorben. Hervorgerufen durch eine Rauferei auf dem Jungenklo bei der er ausrutschte und mit dem Kopf auf den Beckenrand des Urinals viel. Ein bedauerlicher Unfall. Und genau das wird man deiner Schwester mitteilen. Deinen Mitschülern und den anderen Heimkindern wird man erzählen, dass du in ein Jugendheim auf einer anderen Station verlegt wurdest, um zukünftigen Streit mit deinem Gegner zu vermeiden. Und niemand wird jemals nach der Wahrheit fragen. Du verlässt diese Raumstation als Aaron Roberts, auf dem Weg zur Pilotenvereinigung, oder als Robert Abraham auf dem Weg zum Jugendgericht. Und wenn Aaron Roberts hier raus geht, dann hatte er niemals eine Schwester!
Sie ist deine letzte lebende Verwandte, das weiß ich. Doch dies ist der Preis, für deinen Traum. Es tut mir aufrichtig leid, aber mehr kann ich dir nicht anbieten. Es ist eine sehr schwere Entscheidung, Robert. Darum denke in Ruhe darüber nach, ich warte.«
2.
Fünf Jahre später meldete sich Second Lieutenant Aaron Roberts auf dem Flugdeck des Carriers Deep Seeking Eye bei Lieutenant Colonel Hannibal Hassildor, wo seine eigentliche Ausbildung begann.
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