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Ins Nichts - Kapitel 1

15 Mar 2021Toso
„Landung erfolgreich, Fahrwerk auf dem Landepad verriegelt. Sie können das Raumschiff jetzt verlassen. Willkommen in Bertin City, Zentrale der Andromeda Corporation im System BD+56 1773.“
Da war ich wieder. Im Cockpit der Steiger, meiner eigentlich fürs Mining gedachten Python. Mining lag aktuell nicht hinter mir. Beziehungsweise eher das Mining von Daten, denn das von Erzen oder Void Opalen. Aber auch dafür war die stark modifizierte Python ein ideales Schiff. Genug Platz, um die nötige Ausrüstung dabei zu haben, nicht zu groß um auch auf entlegenen Außenstationen landen zu können. Dank der Modifikationen diverser Ingenieure schnell, wendig und mit ordentlicher Sprungreichweite ausgestattet. Dazu ein weit verbreitetes Multifunktionsschiff, das kaum auffällt und dem man ständig auf allen Handelsrouten begegnet.
Also das ideale Schiff um agronomisches Mittel von System A nach System B zu bringen und mit Mineralöl zu System C zu springen um von dort wieder mit Tritium ins System A aufzubrechen. Und wenn zwischendurch unbemerkt ein paar Daten auf planetaren Außenposten gesammelt werden müssen, dann fällt das mit diesem Schiff einfach am wenigsten auf. Nur nicht erwischen lassen. Denn auch, wenn die Schilde und Waffen der „Steiger“ ebenso optimiert worden sind, wie die Antriebe, einer Corvette einer feindlichen Navy wäre sie immer unterlegen. Zumindest mit einem Piloten wie mir, der seit über 30 Jahren, nach ein bisschen Wiedereinstiegstraining, versucht, die ersten Missionen für seinen Auftraggeber zu erledigen.
Und das Wiedereinstiegstraining war nicht immer ein steter Quell der Freude. Ganz im Gegenteil. Anfangs dachte ich, die 30 Jahre seit meiner letzten Pilotenstelle wären eher 300 Jahre gewesen. Wie lange es gebraucht hat, bis ich mich von den Flugerfahrungen meiner damaligen Cobra MKIII an die Möglichkeiten einer aktuellen Sidewinder gewöhnt hatte ..... erbärmlich. Glücklicherweise ist das Wiedereinstiegsprogramm KI-gesteuert. So blamiert man sich wenigstens nur dann, wenn sich wirklich ein Mensch die Auswertungen anschaut. Und das passiert wohl nur in den seltensten Fällen.
Nach Wochen des Trainings, erst im Simulator, dann in diversen Raumparcours, konnte ich endlich im freien Flug mein Leben aufs Spiel setzen. Und das tat ich. Mit fast 50 Lenzen immer noch so ungestüm hinter den Steuerknüppeln, wie zur Hormonhochphase nach der Pubertät. Und genau wie damals konnte ich mich wieder auf mein Glück verlassen. Glück, dass die papierdünnen Schilde der ersten Sidewinder doch noch meine Landungsversuche überstanden, Glück, das ich beim ungesicherten Anflug auf die Station von Felicity Farseer zwar abgeschossen wurde, was man mir vorab prophezeit hatte, aber wer hört schon solche Ratschläge, ich es aber noch in die Rettungskapsel schaffte und schon nah genug an Farseer Inc. auf Deciat war, dass ich von dem vollautomatisierten Rettungssystem dort unbeschadet aufgefischt wurde. Den Rest hat die wenig amüsierte Versicherung übernommen.
Und so hatte ich es wirklich geschafft einen Job als Pilot zu bekommen. Endlich wieder im Cockpit eines Raumschiffes hinter meinen Doppelsticks mit den gefühlt tausend Knöpfen und noch mehr Doppel- und Dreifachfunktionen. Nur nicht die Finger vom Abzug nehmen zu müssen, war in dieser Galaxis nicht die schlechteste Taktik.
Und dieser Job war auch noch spannend. Offiziell war ich Versorgungs- und Statistikbürokrat der Operation Andromeda. Ein Unternehmen, das sich vorgenommen hat, den Sprung in die Andromedagalaxis zu schaffen. Nun gut, es braucht Ziele, mögen sie auch erst mal unerreichbar erscheinen. Mir war es nicht so wichtig. Wichtig war, wieder durch das Nichts fliegen zu können, in andere Systeme zu springen. Je fremder, je besser. Und auch wenn die letzten 30 Jahre in anderen Berufungen spannend waren, nichts war vergleichbar mit dem Gefühl durchs All zu fliegen. Nichts.
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