3307–02–10 Bergbau für die Gemeinschaft
10 Feb 2021Sicoa Vicious
Glücklicherweise gibt es heutzutage fortgeschrittene Landecomputer. Bei dem Puls, den ich gerade habe, wäre das Andockmanöver wohl nicht so sauber und glatt über die Bühne gegangen. Während die Hydraulik die letzten, leichten Stöße abfedert, lasse ich mich entspannter in meinen Pilotensitz gleiten. Hier drin kann mir nichts mehr geschehen. Das Schiff und die Ware sind sicher.Ursprünglich hatte ich geplant, mich an ein paar Missionen für die Föderation zu beteiligen, doch als mich über GALNET die Nachricht zur “ENHANCED MISSILE RACK INITIATIVE” erreichte, änderte ich diesen Plan. Liz Ryder hatte die galaktische Gemeinschaft dazu aufgerufen, Ressourcen zu liefern, um ein seltenes Modul in Masse produzieren zu können. Ich mochte diese Art von Gemeinschaftsarbeiten. Nicht unbedingt, weil ich besonders gut darin war, viel der ausgelobten Belohnungen abgreifen zu können, aber es gab mir und meinem Leben in der Unendlichkeit einen gewissen Sinn. Und so wollte ich mir auch diesmal die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Besonders interessant war diese Mission für mich auch deshalb, weil sie erforderte, Bergbau zu betreiben. Das war etwas, was ich bisher noch nie getan hatte. Die Jagd nach Asteroiden, sie anbohren, Material einsammeln und mit entsprechender Ausrüstung in verwertbares Material raffinieren — ich wollte mich schon lange einmal daran ausprobieren und deshalb flog ich wieder zurück. Es waren auch keine 200 Lichtjahre, die ich fliegen musste, um in der Gegend zu landen, die in den kommenden Tagen mein Arbeitsgebiet sein würde.
Bevor ich mich auf die Jagd nach Abbau-Ressourcen machen konnte, war es allerdings erforderlich, die PROMETHEUS auf Abbau zu trimmen. Naiv wie ich bin ließ ich also die ersten Umbauten vornehmen. Wie immer operierte ich dabei am Rande des Limits der Energieversorgung. Ich verzichtete auf meinen Detail-Oberflächenscanner und meine SRV Bucht und ließ die Module für den Moment einlagern. Stattdessen verfügte ich am Ende über eine Raffinerie und eine Drohnensteuerung. Das Ganze allerdings nicht ohne auch entsprechendes Lehrgeld zu bezahlen. Es begann damit, dass die Raffinerie nur billig und klein war. Das sollte sich schon sehr schnell als Problem herausstellen, denn man stößt da draußen in der Unendlichkeit auf so viele verschiedene Arten von Fragmenten, dass ein einzelner Slot einfach nicht ausreicht, wenn man sinnvoll Mining betreiben will. Und auch die Drohnensteuerung kam erst zu späteren Versuchen dazu. Denn auch das musste ich erst mühsam lernen: Es ist einfach furchtbar, wenn man die Fragmente selbst einsammeln muss. Wer auch immer meine geistigen Ergüsse einmal lesen wird: In Sammeldrohnen kann man sich einfach nur verlieben. Ja, okay, ihr Design ist jetzt nicht unbedingt etwas für Ästheten, aber ihren Job verrichten sie einwandfrei und erhöhen die Effizienz des Mining Vorhabens um ein Vielfaches. Nicht zu vergessen sei da auch noch mein neuer Impulswellen-Scanner. An sich ein ganz hilfreiches Tool, wenn man sich vermeintlich lohnenden Asteroiden nähern will. Ich musste jedoch auch feststellen, dass bei der gezielten Suche nach Samarium oder Osmium dieser Scanner nur bedingt hilfreich war. Viele Asteroiden, die der Scanner nicht hervorgehoben hat, enthielten trozdem das von mir gesuchte Material. Für Impulswellen-Scanner ist offensichtlich doch nur Gold, was glänzt. Oder Platin. Oder Palladium. Aber das Zeug war nur Beifang.
Die eine oder andere Tour hin und zurück nur um die Ausstattung der PROMETHEUS zu verändern hatte ich hinter mir. Und ich lernte weiter. Es ist definitiv sehr mühsam, in quasi freien Asteroidengürteln eines Systems nach Material zu schürfen. Oft sind darin nur wenige Asteroiden zu finden und sucht man spezifisches Material kommt am Ende kaum etwas dabei heraus. Sehr viel lohnender sind die Ringsysteme von Planeten. Die schier unglaublich hohe Zahl von Materialbrocken ist überwältigend. Und man kann Stunden oder gar Tage in ihnen verbringen, ohne dass sich der Materialvorrat zu erschöpfen scheint. Ein gut vermessenes und gescanntes Sternensystem hält auch bei der Navigation die nötigen Informationen bereit, um zu entscheiden, ob sich ein Ringsystem lohnt. Sowohl was die potenzielle Menge an Vorkommen angeht als auch die Zusammensetzung und somit die zu erwartende Verteilung von Materialien. Ich hatte viel getan, vor allem viel falsch gemacht, und nun, weniger als 24 Stunden vor dem Ende der Initiative von Liz Ryder aber endlich einen Stand erreicht, dass ich vollbeladen aus einem solchen Ringsystem zurück fliegen konnte. Doch wie sich herausstellen würde, wird mich diese Tour nicht unter die besten 75% hieven. Am Ende wird sich diese Operation materiell bedingt gelohnt haben. Vor allem ist es das, was ich gelernt haben werde, was die vergangenen Tage so wertvoll gemacht hat.
Wenn da nicht mein übertrieben hoher Puls wäre. Wa war absehbar, dass meine gefüllten Lagerräume Piraten auf den Plan rufen würden. Doch wie hartnäckig sie sich an meine Fersen hängen würden, das fand ich dann doch durchaus ein wenig überraschend. Permanent wird man von dem gleichen Schlag Typen aus dem Supercruise gezogen — jedenfalls versuchen sie es. Die meisten dieser Versuche gelang es mir zu entkommen, doch kurz bevor ich in Reichweite des Awyra-Flirble-Sternenhafens ankam, wurde es bei einem weiteren FSA-Unterbrechungsversuch wirklich kritisch. Die PROMETHEUS war kaum noch steuerbar und flog viel zu nah an die Atmosphäre des Planeten heran, so dass sich der Frameshift-Antrieb aus Sicherheitsgründen abschaltete. Ich weiß nicht, welcher Sicherheit hier Vorrang zu gewähren ist, aber bei der Geschwinigkeit hätte es mich beinahe in Stücke gerissen, nur auf Unterlichtgeschwindigkeit verzögert zu werden. Und dann war plötzlich mein Henker in Waffenreichweite. Wohlgemerkt nicht in meiner. Nachdem ich gescannt hatte, womit ich es zu tun bekommen hatte, war mir eines klar: Ich musste so schnell wie es nur irgend möglich war, zurück in den Supercruise.
Ich könnte diese Zeilen wohl nicht schreiben, wenn es mir schlussendlich nicht auch gelungen wäre. Doch mein Nervenkostüm fliegt immer noch einige Lichtsekunden von dieser Station entfernt herum.