17.11.3310 Space Madness
17 Nov 2024Boergy
Nun sind wir schon in der dritten Woche unterwegs. Die Dunkelheit nimmt zu. Gestern Abend waren wir alle in der Bar der „No Risk No Fun“ verabredet. Franky hat uns die
Geschichte des alten Dynasty Projekts nähergebracht. Faszinierend, dass sich damals
tatsächlich Menschen bis hierher gewagt haben, ohne FSA in den Schiffen. Nur die Megaschiffe
waren damals in der Lage den Hyperraum zu passieren.
Eigentlich finde ich diesen Franky ganz nett. Kaum zu glauben, dass Lisa so schlecht von ihm
redet. Naja, wer weiß schon was da mal passiert ist.
Jedenfalls geht es jetzt raus in die Schiffe und auf die Spuren des Dynasty Projekts. Ich hatte
eigentlich vor heute mal wieder mit der ‚Michael Collins‘ zu fliegen. Meiner alten Asp Explorer.
Aber auf dem Weg zum Hangar kam mir schon der Lademeister entgegen. „Sir, in ihrer Mandalay
lagern noch Drohnen. Die müssen wir noch entladen, bevor wir den Vogel einlagern.“
Ok, daran hatte ich nicht gedacht. Na gut. Dann lassen wir das. Dann steig ich doch nicht um
und behalte die Starbuck. Das dauert mir sonst zu lange. Wird sicher nicht die einzige Mandalay
sein heute Abend.
Die Tour war aber dann gruseliger als erwartet. Wenn man die alten Aufzeichnungen hört, von all
den Menschen, die nie wieder nach Hause gekommen sind. Seltsame Dinge haben sich hier
abgespielt. Licher und Signale im Hyperraum. Für mich klingt das wie die ersten
Thargoidenkontakte. Und dann erzählen die anderen plötzlich das gleiche. Der Hyperraumtunnel
sei plötzlich grün. Bei einigen versagte der SRV-Hangar. Auch bei mir hing der Buggy kurz fest
und konnte nicht ins Schiff gezogen werden. Ich musste ihn zuerst resetten.
Wie war das? Formadine hieß in einer alten Erdsprache ‚Angst‘. Prost Mahlzeit. Das macht ja
Mut. Und wir haben das Rift noch nicht mal erreicht. Noch sind wir im Elysian Shore.
Bei einem meiner letzten Sprünge wird auch mein Tunnel irgendwie grün. Dauern die Sprünge
gerade länger als sonst? Oder bilde ich mir das nur ein? Ein kalter Schauer läuft mir über den
Rücken. Ich bin froh, als ich die Landelichter der „No Risk No Fun“ wieder vor mir sehe.
Trotzdem fliege noch am gleichen Abend ab. Steil nach oben, nicht den direkten Kurs zum
nächsten Waypoint. Ich will ein paar unentdeckte Systeme einsammeln. Das funktionierte auch
gut. Den Navigationscomputer auf wirtschaftliche Route gestellt kommt man zwar langsam
voran, aber man sieht mehr von der Galaxis.
Als ich dann auf einen landbaren Mond mit Ring stoße, weiß ich ganz genau, wo mein Nachtlager heute sein
wird. Ich suche einen schönen Landeplatz, von dem aus man den Ring gut sehen kann und bin überwältigt.
Sogar die Heart and Soul Nebel sieht man hier.
Ich stehe noch ewig vor meinem Schiff und betrachte diesen Himmel.
Heute ging es dann weiter. Sprung um Sprung wird es dunkler und die Sprünge länger. Einige
Bioproben habe ich auf dem Weg schon gesammelt. Teilweise ziemlich seltene sogar. Da sollte
ein gutes Sümmchen zusammenkommen. Wieder muss ich an die Transmissionen in den
Dynasty Siedlungen denken. Das Verlangen nach Credits war es auch bei diesen armen Seelen,
was sie hierhergetrieben habt. Wieder schaudert es mich.
Die Sprünge dauern wirklich länger. Das ist Fakt. Hier ist irgendwas oberfaul. Und dann diese
Dunkelheit. Ich überlege, den NavComputer wieder auf ‚schnellste Route‘ zu stellen. Aber bei
dieser Sternendichte macht das inzwischen wahrscheinlich gar keinen Unterschied mehr.
Außerdem bringt es mir auch nichts, wenn ich Tage vor dem Carrier am nächsten Waypoint
ankomme. Aber diese Dunkelheit. Mehrmals schrecke ich auf. Verdammt, da ist ein Planet direkt
vor mir. Mit der Nachtseite zu mir bin ich voll auf Kollisionskurs. Als ich das Ruder zur Seite reiße,
merke ich….. Da ist kein Planet vor mir, der die Sterne verdeckt. Da sind einfach keine Sterne. Da
ist NICHTS. Ich hole tief Luft. Ich Trottel, der Kollisionsalarm hätte längst anschlagen müssen,
wäre da etwas gewesen. Was aber nun aufleuchtet ist die Lebenserhaltung. Der MedScanner
bemerkt meine Herzfrequenz. Dazu hätte ich keinen Scanner gebraucht. Das mein Herz hoch bis
zum Hals schlägt merke ich selbst, verdammt nochmal.
Die grenzenlose Weite habe ich gesucht. Und jetzt, wo sie da ist, ist sie ganz schön
beklemmend. Aber es hilft nichts. Immer weiter Sprung um Sprung. Und dann… An einem der
POIs steht ein Carrier. Die Nebuchadnezzar von den Explorern on Tour. Gott sei Dank.
Menschen. Ein Drink. Ein paar Leute zum quatschen. Das ist genau, was ich jetzt brauche.
Ich lande, steige aus und betrete dunkle leere Gänge. Nichts. Alle Tore geschlossen. Kein
Mensch auf dem Gang. Die einzige Seele, die ich sprechen konnte, war der chief technican. Der
mir wenigstens eine Routinewartung am Schiff gemacht hat.
Das gibt mir den Rest, die space madness hat mich erreicht. Ich bleibe keine Minute länger auf
diesem Geisterschiff. Ich steig in mein Schiff, gebe den Startbefehl, höre noch wie die
Haltekrallen zurückfahren. Danach weiß ich nur, wie ich den Booster drücke und das System mir
mitteilt, das in den Kondensatoren zu wenig Energie ist. Ok. Ruhig Blut altes Haus. Beim letzten
Stop habe ich die Signaturen der anderen Carrier aus unserer Flotte in den Computer gegeben
und ein je ein Bookmark gesetzt. Das ist mein Glück jetzt. Drei sind tatsächlich gar nicht weit.
Ich setze einen Kurs.
4 Sprünge später, sie dauern wirklich sehr lange, bin ich da. Die [SNPX] Arcadia. Der Träger von
Th_speedy. Lieber Gott, lass dort Menschen sein. Ich nähere mich dem Kontrollbereich. Der
Funk bleibt still, kein Stimmengewirr, wie man es von der Bubble kennt oder von der „No Risk No
Fun“, wenn wir uns für ein Event sammeln. Dann durchbricht aber doch eine Frauenstimme die
Stille. Die Flugkontrolle begrüßt mich. Als ob man in dieser Einsamkeit eine Fluglotsin braucht.
Ich bitte (flehe) um Landeerlaubnis. Als dann nach einer gefühlten Ewigkeit meine
Landeplattform in den stählernen Bauch der Arcadia fährt blitzt auf meiner Konsole das Carrier
interface auf. Universal Cartographics online, Einlösebüro online. Halleluja ich bin unter
Menschen. Meine Finger zittern fast, als ich über die Konsole tippe und die Verbindung zu
Universal Cartographics aufnehme. Leia Gillespies Gesicht lacht mich an. Ein Mensch. Auch
wenn die Transaktion überwiegend automatisiert abläuft. Ein Mensch. Das genügt, um meine
Laune deutlich zu bessern.
Ich steige aus und gehe auf das Hauptdeck. Frontier Solutions, Vista Genomics, die Bar, alles ist
offen. Die Mannschaft sitzt an der Bar oder steht auf den Gängen. Offenbar war gerade
Schichtwechsel.
Ich gehe (schwebe fast) zu Vista und gebe meine Biodaten ab. 800 Mio. Credits. Ich hatte
erwartet, dass es viel wird. Aber dann piept mein Anzug-comm. Die Pilotenvereinigung… was in
aller Welt wollen die…… „wurden zu Elite IV befördert“. Ok, damit hatte ich nicht gerechnet. Jetzt ist meine Laune deutlich besser.
Eine Stunde später finde ich mich an der lilafarbenen Theke der Arcadia wieder und bestelle das dritte Bier. Der Schreck sitzt mir immer noch in den Knochen.
Space Madness. Ich hab´ das immer für eine Übertreibung gehalten. Jetzt sehe ich das ein bisschen anders. Der Wahnsinn lauert da draußen. Ich muss auf der Hut bleiben.