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GER: Reisetagebuch - Meine erste große Tour (6.10.3302)

04 Nov 2016nordish
6. Oktober 3302

Moin, moin von der Toluku Waterkant. Nein, nein. Ich steh nicht grad am Pissoir der Foden Orbital Pilotenbar. Ich liege am gemächlich vor sich hinplätschernden Bach im Stationpark von Foden Orbital mit einem tollen Blick auf den Mond, den die Station umkreist. Die Sonne geht gerade hinter diesem Mond auf. Immer wieder ein wunderschöner Anblick.
In meinem Kopf herrscht mal wieder gerade ein Gedankengewitter: Wer bin ich, was will ich, wo will ich hin? Gute Fragen. Alte Fragen. Weitgehend ungelöste Fragen!
Geboren als erster Sohn in einer bodenständigen Familie auf dem Planeten Erde, zog es mich bald nach der Schule raus, weit raus. Ich liebe meine Familie, aber zu Hause auf der kleinen Erde zu bleiben war mir zu langweilig.

Seit Jahren lasse ich mich allerdings auch nur dahintreiben. Mehr oder weniger. Ich probiere recht viel aus ehrlich gesagt. Von meinem Jugendweihegeld und den Ferienjobs hatte ich mir zu meinem 22 Geburtstag eine Sidewinder gekauft. Standardausstattung. Nichts Besonderes. Wenig Frachtraum, aber es würde reichen. Ich bin schon immer mehr der Kaufmann gewesen. Früh schon auf dem Schulhof hab ich mir was dazuverdient mit Lave-Riegeln und Thargoiden-Comics. Stets freundlich und mit einem Sinn für Geschäfte mit win-win-Situationen. Ich kletterte die übliche „Karriereleiter“ von der Sidewinder über Cobra und T6 hoch bis zur Python. Hier mal ein paar Lieferaufträge, da mal etwas Schürfen der sogenannten 3 Ps. Und auch mal ein paar Kampfmissionen für die Gerechtigkeit. Aber wie definiert man in diesem Universum eigentlich Gerechtigkeit? Wer oder was ist das Allheilmittel in dieser Welt der Unruhen, politischen Intrigen und vielen kleinen Parteien die sich etabliert haben. Wir reisen im Jahr 3302 zwischen den Sternen und sind politisch und gesellschaftlich noch immer nicht weiter als vor 1.350 Jahren als circa die Raumfahrt begann. Enttäuschend. Natürlich. Aber was nützt es sich jetzt schon wieder darüber aufzuregen. Mehr und mehr spürte ich mit den Jahren, dass ich keinen Platz in dieser Gesellschaft finde, auf dem es lange zu sitzen sich lohnt. Mir fehlen Ziel und Halt. Ich weiß nicht wohin und ich weiß nicht mit wem. Keine eigene Familie gegründet, keine Freunde, nur die Piloten und Barmädchen sind mehr oder weniger mein gesellschaftlicher Umgang. Wie soll es aber auch anders sein, wenn man ständig teils viele hundert Lichtjahre entfernt unterwegs ist um zum Beispiel den Aufbau einer neuen Station zu unterstützen. Keine Zeit da groß Beziehungen aufzubauen.
So liege ich da und denke mal wieder lange über mein Leben nach. In Toluku. Auf der Station Foden Orbital. Leises Plätschern des Baches drängt sich mehr und mehr in den Hintergrund und ich versinke langsam in einen leichten Schlaf.

Ich träume davon wie ich alleine durch das All treibe, vorbei an vielen Neutronensternen und steuer plötzlich direkt auf ein großes, schwarzes Loch zu.

Leicht erschrocken wache ich auf. Moment, war hier nicht eine recht bekannte Minor Fraktion ansässig, die sich wenig um politische Ambitionen schert und der Erkundung des Alls verschrieben hat? Stand nicht erst gestern etwas über einen Ihrer Piloten, der es wagte durch ein schwarzes Loch zu fliegen und davon sogar Videobeweise mitgebracht hatte? Vielleicht wäre das ja mal was? Ich rufe den Holoschirm an meinem Armband auf: Dominierende Fraktion: Explorer on Tour. Kundschafter, Pioniere. Leute, die ganze Welten als Erste entdecken, erforschen und mit den Widrigkeiten des Alleinseins fernab jeder Zivilisation umgehen müssen. Klingt nach einer Tätigkeit die wie für mich geschaffen zu sein scheint in der aktuellen Situation. Nur mein Handelsdrang werde ich wohl unterdrücken müssen. Aber wer weiß was mich erwartet. Wie immer bin ich erst mal sofort Feuer und Flamme bei einer neuen Idee. Ich erhebe meinen extrem athletischen Körper, der natürlich wunderbar zu meinem unglaublich schönen Gesicht passt und begebe mich ins Foden Thai. Ich liebe thailändisches Essen, schön scharf wenn es geht. Etwas dass mich immer an zu Hause erinnert, da ich in jenem Land auf der Erde aufgewachsen bin. Ich bestelle mir ein kleines Menü, sowie mehrere Jasmintees. Verdammt teuer hier, da Jasmin nur auf der Erde wächst und deswegen aufwendig importiert wird. Aber das muss man sich gönnen. Die kommenden Stunden studiere ich ausführlich die Vergangenheit der EoT und viele Querverweise zu Piloten, die sich gleichgesinnt zur EoT bekennen. Über das Galnet nehme ich Kontakt zu einigen bekannteren EoTler auf. Das gelingt mir nur bedingt, denn die meisten sind vermutlich so weit draußen in der Galaxie, dass nur ihre Computerassistentin auf Foden Orbital erreichbar ist um eine Nachricht zu hinterlassen. Ich tausche mich viele Stunden mit den anderen hilfsbereiten EOTlern aus um zu lernen auf was es ankommt und was mich ungefähr erwarten wird. Nach Durchsicht der Schiffswerften kommen 3 Schiffe in die nähere Auswahl. Die allseits bekannte Asp Explorer. Die High-End-Version für Explorer, die Anaconda und die kleine Schwester der Asp: Die Diamondback Explorer. Schnell fällt die Entscheidung auf die DBX, mehr aus optischen Gründen. Da will ich ehrlich sein. Sollte halt auch zu mir passen!

Ich fahre mit dem Shuttle zur lokal ansässigen Werft, kaufe mir ein DBX, steige ein, docke ab und bin begeistert. Gefällt mir. Klein, wendig und ein schickes Design. Es gibt nur ein Manko: Eine sogenannte AFMU lässt sich nicht unterbringen. Dafür ist sie dann doch zu klein. Andere Kundschafter haben mir jedoch in unseren Gesprächen versichert, dass man auch ohne AFMU sehr weit kommt. Nach ein paar Runden durch angrenzende Systeme fliege ich zurück zu Foden Orbital und bitte um Landeerlaubnis. Dieses Baby brummt beim Gegenschub, wie ich es mir bei einem Schiff vorstelle. Ich steh drauf, wenn man den Antrieb hört und spürt.
Auf direktem Wege begebe ich mich zum lokalen Ausrüster um meine kleine Hummel, wie ich sie schon liebevoll getauft habe auch angemessen zu tunen. Als ich nach Verlassen des Schiffes durch die Werkshalle des Ausrüsters laufe blendet mich die ganze Zeit das riesige Werbebanner an der gegenüberliegenden Wand. Dort wird ein neues Assistenzsystem beworben. Oculus PA DK2. Als ich den Verkäufer darauf anspreche erklärt er mir, dass es sich dabei um eine Zusatzausrüstung handelt, ein sogenannter Pilotenassistent, hauptsächlich für Solo-Piloten. Der große Vorteil dabei sei, dass man das eigene Schiff mittels virtueller Instrumente von jedem beliebigen Ort im Schiff aus steuern könne. Entsprechende, auf dem Pilotensitz montierte 360° Kameras und ein hochleistungsfähiges UW Netzwerk ermöglichen dabei mittels Gesten und Augensteuerung den rudimentären Flugbetrieb. Perfekt denke ich. Dann kann ich also während meines Trainings im Fitnessraum meines Schiffes das Schiff steuern. Das spart mir eine Menge Zeit, wo ich sonst 3-5h pro Tag auf Planeten lande um meinen gestählten Körper zu trainieren. „Gekauft!“ teile ich voller Begeisterung dem Verkäufer mit, ohne dass er mir den Preis nennt. Verwundert fragt er mich, ob ich denn noch ein größeres Schiff besitze? Für die DBX gibt es nur die DK1 Version mit starrem Bild aufgrund der Netzwerkbandbreitenbeschränkung eines so kleinen Schiffes. Das wäre also so, als würde man sein Cockpit auf einem Monitor betrachten. Kein freier Rundumblick und das Umfeld nur sichtbar, indem man auch das Schiff dreht. Wenig komfortabel. „Kann das DK2 denn in eine AspX verbaut werden?“ frage ich. Dafür sei sie wie geschaffen meint der Verkäufer, denn die AspX verfügt auch über eine der besten Rundumsicht-Kanzeln in der Galaxie. "Nun gut" entgegne ich. "Dann mach ich von dem 24h Rückgaberecht der DBX Gebrauch und bin morgen mit meiner AspX wieder zurück. Bitte legen Sie mir ein DK2 zurück". Ich muss meine AspX noch aus Lave abholen, wo sie seit dem Kauf der Python vor 1 Jahr in einem Hangar vor sich hinschlummert. Es ist spät geworden. Ich muss mich beeilen, wenn ich noch vor Ladenschluss bei Galship sein will um mir eine One-Way-Sidewinder mit Max-Sprungreichweite zu mieten. Ich will keinen Tag mehr länger warten als notwendig.
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